Bier

Bier hat in Deutschland seit jeher eine besondere Bedeutung und einen hohen Stellenwert. In Bayern gibt es mehr Brauereien als irgendwo sonst auf der Welt und die Braukunst ist äußerst vielfältig. Beim Bier denkt man aber vor allem an Bayern, eine Maß Helles oder ein Weißbier im Biergarten, ans Oktoberfest in München und an das bayerische Reinheitsgebot, wonach Bier nur aus den Rohstoffen Wasser, Hopfen und Malz hergestellt werden darf.

Das erste Bier wurde in Bayern offiziell im Jahre 1040 gebraut, nachdem der heilige Korbinian mit 12 Begleitern im Jahre 725 das Kloster in Weihenstephan gegründet hatte. Mit Verleihung des Brau- und Schankrechts an das Kloster Weihenstephan begann hier die Entwicklung der Braukunst in Bayern. Auch in München waren es Mönche des Augustinerordens, die etwa 100 Jahre nach Gründung der Stadt München in 1158 offiziell mit dem Bierbrauen begannen.
Weihenstephaner Brauerei und Bräustüberl
Der bayerische Herzog Stephan II. erließ 1372 die erste Brauverfassung, die den Beginn des industriellen Brauwesens in Bayern kennzeichnete. Zumindest in den Herzogtümern Ingolstadt, Landshut und München wurde jedermann das Bierbrauen erlaubt. Voraussetzung war nur der Erwerb einer Braugerechtigkeit, die man gegen Bezahlung einer Gebühr vom sog. Bräuamt erwerben konnte. Ein Wendepunkt in der Entwicklung der Braukunst in Bayern war das Jahr 1516, als Herzog Wilhelm IV. von Bayern das Bayerische Reinheitsgebot erließ, wonach Bayerisches Bier nur aus Wasser, Gerste und Hopfen gebraut werden darf. Dieses Bayerische Reinheitsgebot wurde am 7. Juni 1906 in das Deutsche Reichsgesetz übernommen und galt von da an als Deutsches Reinheitsgebot in ganz Deutschland. Bayern machte seinen Beitritt zur Weimarer Republik sogar von der umstrittenen Fortgeltung des Bayerischen Reinheitsgebots abhängig.

Carl von Linde - Kältemaschine
Die Erfindung der Kältemaschine durch den bayerischen Erfinder Carl von Linde und die Entdeckung der Bierhefe durch Louis Pasteuer im Jahre 1873 markierten den Beginn des industriellen Brauwesens in Bayern, weil von nun an während des ganzen Jahres Bier gebraut werden konnte. Es begann die Gründerzeit der großen Brauereien in München, die sich in der Rechtsform der Aktiengesellschaft organisierten, gefolgt von einem immensen Anstieg des Bierkonsums in Bayern. Beides wurde nur durch die beiden Weltkriege in Deutschland unterbrochen. Wenn es im Mai langsam wieder warm wird in Bayern, beginnt die Zeit der Biergärten, die aus der bayerischen Kultur nicht mehr wegzudenken sind. Unter weiß-blauem Himmel und bei einer kühlen Maß bayerisches Bier oder einem frisch eingeschenkten Weißbier trifft man sich in Bayern in einem der Biergärten, die es überall im Freistaat und insbesondere in München gibt. Hier wird dann gegessen, getrunken und bei guter Laune auch mal gesungen und getanzt, vorausgesetzt man beherrscht die Liedtexte des bayerischen Liedguts. Der Herbst ist in Bayern gekennzeichnet durch die großen Bierfeste, allen voran das Oktoberfest in München mit seinem besonderen Bier zur Wiesn.
Oktoberfest in München
Bayerisches Bier gehört in Bayern nicht nur zum Alltag, sondern überzeugt auch in Maßen getrunken mit einigen gesundheitlichen Aspekten. Inzwischen ist es wissenschaftlich bewiesen, dass Bier eine positive Auswirkung auf den gesamten Organismus hat, vor allem auf das Herz-Kreislauf-System. Bei einem halben Liter bei Frauen und einem Liter bei Männern überwiegen die positive Eigenschaften des Bieres deutlich gegenüber dem Alkohol, der im Bier enthalten ist. Bier ist natriumarm und enthält viele wertvolle Vitamine und Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium und Phosphor. Dank dem bayerischen Reinheitsgebot ist der Zusatz von Konservierungsmitteln, Schaumstabilisatoren, Geschmacksverstärkern, Farb- oder anderen Zusatzstoffen verboten. Außerdem deckt ein Glas Bier am Tag bereits einen großen Teil des empfohlenen Flüssigkeitsbedarfs pro Tag, der bei  Erwachsenen bei zwei bis drei Litern liegt. Angesichts vieler bayerischer "Bierbäuche" zwar überraschend, aber dennoch sollte man über Bier wissen, dass es definitiv zu den kalorienärmsten Getränken zählt. Und wer ganz auf Alkohol im Bier verzichten will, findet in Bayern mittlerweile auch sehr leckeres alkoholfreies Weißbier.
Hopfen aus Bayern
Wer in Bayern ein Bier aus einer regionalen Brauerei trinkt, kann sicher sein, dass die hierfür verwendeten Rohstoffe allesamt aus Bayern kommen. Bayern hat nicht nur äußerst reinhaltiges und sauberes Wasser, sondern ist auch eines der führenden Anbaugebiete für Braugerste und Hopfen. In der Hallertau kauft quasi die ganze Welt ihren Hopfen zum Bierbrauen ein. Heute gibt es in Bayern rund 650 Brauereien, die jedes Jahr rund 20 Millionen Hektoliter Bier produzieren. Bayerisches Bier ist mittlerweile auch in Europa angekommen. Seit 2001 genießt der Begriff "Bayerisches Bier" als geschützte geographische Angabe Schutz vor mißbräuchlicher Verwendung. Bier darf nur dann als „Bayerisches Bier“ bezeichnet werden, wenn es in Bayern hergestellt und nach dem bayerischen Reinheitsgebot gebraut wurde. Damit gehört Bayerisches Bier zu den regionaltypischen Spezialitäten, die durch die EU gefördert werden, um traditionelle Herstellungsweisen zu erhalten, Produktnamen vor Missbrauch und Nachahmung zu bewahren und dem Verbraucher Orientierungshilfen zu geben.